Als Nachkriegszeit wird die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, also die Jahre nach 1945 bezeichnet.
Ich bin Paula und 14 Jahre alt. Ich chatte gern im Internet mit meinen Freundinnen und gehe gern einkaufen.
Aber heute steige ich in meine Zeitmaschine ein und fliege ins Jahr 1945 - genauer gesagt in den Sommer 1945. Als ich in Köln ankomme und aus der Zeitmaschine aussteige, sehe ich erstmal nur Steine, Steine und nochmal Steine. Alles ist irgendwie kaputt ... und staubig.
Ein schlecht gekleidetes Mädchen kommt auf mich zu und fragt: "Hey du! Möchtest du deine Hose gegen zwei Stück Seife und einen alten Soldatenpullover tauschen?"
Ich schaue sie verwundert an: "Kauf dir doch selbst ´ne Hose! Bei H&M gibt´s die im Sonderangebot."
Sie antwortet: "Es gibt nichts zu kaufen, du Besserwisserin. Nichts! Verstehst du?"
Nein, das verstehe ich nicht. Ich gehe weiter und sehe eine lange Schlange vor einem kleinen Geschäft.
Die Leute haben Pappkarten in der Hand. Sie sehen besorgt aus und drehen resigniert ab, wenn sie an der Reihe waren.
"Was macht ihr hier?", frage ich einen kleinen Jungen mit abgerissenem Hemd und viel zu grossen Schuhen.
"Ich soll Brot holen", antwortet er, "aber es gibt heute kein Brot, nur Seife."
Irgendwie tut mir der Junge Leid und ich sage zu ihm mit einem Lächeln:
"Wenn du willst lade ich dich zu Mc Donalds ein. Du magst doch Mc Donalds, oder?!"
Der Junge starrt mich an und dreht verlegen den Schlüssel, den er an einem Band um seinen Hals trägt, in seinen staubigen Händen:
"MAC was?? Ich habe einfach nur Hunger. Meine Mutter ist seit gestern auf Hamsterkauf und es gibt keine Brotrationen mehr."
"Hamsterkauf??" Jetzt bin ich erstaunt. "Was ist denn das?"
"Naja", antwortet er, "sie fährt zu den Bauern und versucht Essen zu besorgen. Manchmal bleibt sie drei oder vier Tage weg. Dann müssen meine Schwestern und ich sehen, wo wir etwas zu essen bekommen."
"Und dein Papa?", frage ich, "sind deine Eltern geschieden?"
Der Junge macht ein trauriges Gesicht und schaut auf den Boden:
"Mein Papa kommt bestimmt bald zurück, sagt Mama. Ich bete jeden Abend für ihn. Wenn er zurückkommt, wird alles wieder gut."
In diesem Moment fängt die Zeitmaschine an zu blinken, die Tür schliesst sich langsam. Ich schaue dem Jungen noch ein letztes Mal in seine dunklen, traurigen Augen, drehe mich um und springe in die Zeitmaschine, die auch sofort abhebt und am Himmel verschwindet.
Seit diesem Tag habe ich angefangen, Kleider, Spielzeug und Essen in einer grossen Plastiktüte zu sammeln. Wenn ich noch einmal auf Zeitreise gehe, nehme ich sie mit und schenke sie dem Jungen mit den dunklen, traurigen Augen.
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Youtube: Nachkriegszeit in Deutschland